EUR/USD was hat das mit meinem ETF Depot zu tun?
- Christian Heinrich
- 24. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Vergleich zwischen dem MSCI World und dem MSCI World auf EUR gehedgte zeigt dieses Jahr einen deutlichen Unterschied. Der gehedgte ETF schneidet dieses Jahr deutlich besser ab.

Die liegt im Wechselkurs zwischen EUR/USD begründet.

Währungsabsicherung im Aktiendepot: Schutz vor Kursschwankungen oder unnötige Kosten?
Stellen Sie sich vor, Sie investieren in einen US-amerikanischen ETF. Die Aktien legen in einem Jahr um 10 % zu, doch Ihr Gewinn in Euro beträgt nur 5 %. Was ist passiert? Der US-Dollar hat in diesem Zeitraum gegenüber dem Euro an Wert verloren. Sie haben zwar an der Börse gewonnen, aber durch die Währungsentwicklung einen Teil des Gewinns wieder verloren.
Dieses Phänomen wird als Währungsrisiko bezeichnet. Die Währungsabsicherung, auch Hedging genannt, ist eine Strategie, die genau dieses Risiko neutralisieren soll. Aber ist das wirklich die beste Lösung?
Was bedeutet Währungsabsicherung?
Eine Währungsabsicherung schützt den Wert Ihres Investments vor negativen Wechselkursschwankungen. Bei einem währungsgesicherten ETF (erkennbar am Zusatz „hedged“ oder „EUR Hedged“) werden Finanzinstrumente genutzt, um die Rendite des Fonds von der Kursentwicklung der Fremdwährung zu entkoppeln. Das Ziel ist, die Rendite des Fonds in seiner Heimatwährung (z.B. US-Dollar) möglichst 1:1 in die Basiswährung des Anlegers (z.B. Euro) zu übertragen. Ihre Rendite soll also ausschließlich von der Wertentwicklung der Unternehmen abhängen, nicht vom Wechselkurs.
Das Konzept der Berichtswährung: Eine häufige Verwechslung
Viele Anleger glauben, dass die Fondswährung eines ETFs – oft als „Berichtswährung“ bezeichnet – ihr Währungsrisiko beeinflusst. Das ist ein weit verbreitetes Missverständnis. Für Ihr tatsächliches Währungsrisiko ist einzig und allein die Währung der zugrundeliegenden Wertpapiere (also der Aktien im Fonds) und Ihre eigene Heimatwährung entscheidend. Die Berichtswährung ist nur eine willkürlich gewählte Recheneinheit.
Ein Beispiel: Ein ETF auf den MSCI World Index wird sowohl in einer USD- als auch in einer EUR-Version angeboten. Ein Anleger in Deutschland, dessen Heimatwährung der Euro ist, hat bei beiden die exakt gleiche Rendite in Euro. Die Fondswährung ist nur ein „Marketing-Gimmick“, das einen nicht-existenten Unterschied suggeriert, da die dahinterliegenden Unternehmen in beiden Fällen dieselben sind.
Die Kosten der Währungsabsicherung: Ein unterschätzter Faktor
Währungsabsicherung ist niemals kostenlos. Die Kosten steigen tendenziell mit der Laufzeit und der Exotik der Währung. Während das Hedging von Hauptwährungen (US-Dollar, Euro, Pfund, Yen) für große Anleger dank technologischer Fortschritte sehr günstig ist, bleibt es dennoch nicht gratis.
Zur Veranschaulichung: Ein währungsgesicherter ETF auf den MSCI World Index hat im Vergleich zur ungesicherten Variante in der Regel eine um rund 0,3 % höhere Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, TER). Für einen Privatanleger, der die Absicherung selbst durchführen würde, wären diese Kosten noch deutlich höher. Diese scheinbar kleinen Mehrkosten schmälern Ihre Rendite Jahr für Jahr und können sich langfristig massiv auf das Endvermögen auswirken.
Die Unterscheidung zwischen vermeintlichem und tatsächlichem Währungsrisiko
Viele Anleger glauben, dass eine Währungsabsicherung in ihrem global diversifizierten Aktienportfolio das gesamte Währungsrisiko eliminiert. Das ist ein großer Irrtum. Während das Währungsrisiko zweifellos existiert, ist es in der Praxis viel komplexer, als es auf den ersten Blick scheint.
Stellen Sie sich einen Anleger vor, der einen ETF auf den MSCI World besitzt, der rund 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern abbildet. Diese Unternehmen sind global tätig und erzielen ihre Einnahmen und tätigen Ausgaben in Dutzenden, wenn nicht Hunderten, verschiedener Währungen. So erzielt beispielsweise ein US-Unternehmen wie Apple seine Gewinne in über 150 Ländern. Das tatsächliche Währungsrisiko eines solchen Portfolios ist daher nicht einfach die Beziehung zwischen dem US-Dollar und dem Euro, sondern ein komplexes Geflecht aus Tausenden von Wechselkursbeziehungen.
Die Absicherung einer einzigen oder weniger dieser Relationen (z. B. nur EUR-USD) ist daher letztlich sinnlos und potenziell schädlich, da sie eine isolierte Währungsspekulation darstellt, die wenig mit der realen ökonomischen Substanz des Portfolios zu tun hat.
Fazit: Die richtige Entscheidung treffen
Die permanente Absicherung des Aktienanteils eines internationalen Portfolios kann Sie zwar vor Währungsverlusten schützen, verhindert aber auch potenzielle Währungsgewinne und verursacht laufende Kosten. Langfristig neigen Währungsschwankungen dazu, sich auszugleichen, weshalb eine vollständige Währungsabsicherung für die allermeisten Privatanleger keinen Sinn ergibt.
Die Volatilität von Aktien ist so hoch, dass die isolierte Reduktion des Währungsrisikos keinen nennenswerten Einfluss auf die Gesamtschwankung hat. Die besten Strategien sind daher oft die einfachsten: akzeptieren Sie das Währungsrisiko als natürlichen Bestandteil internationaler Investments und profitieren Sie von der breiten Diversifikation, ohne sich unnötige Kosten aufzuladen.
Für Aktien-ETFs: Für den langfristigen, breit gestreuten Aktienanteil eines Portfolios sollten Sie grundsätzlich keine Währungsabsicherung nutzen. Das Währungsrisiko gleicht sich langfristig aus, während die Kosten der Absicherung kontinuierlich an der Rendite zehren.
Für Anleihen-ETFs: Bei Anleihen-Investments, die von Natur aus weniger volatil sind, wirken sich Währungsschwankungen prozentual stärker auf die Gesamtrendite aus. Daher kann eine Währungsabsicherung hier sinnvoll sein. Langfristige Anleihen sind aufgrund des hohen Zinsrisikos jedoch für die meisten Privatanleger ungeeignet.
Die Entscheidung hängt letztlich von Ihrem Anlagehorizont, Ihrer Risikobereitschaft und Ihren Kosten ab. Wer langfristig denkt, ist in der Regel ohne Absicherung besser dran
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