Ist es sinnvoll Zockertitel mit ins Depot zu nehmen?
- Christian Heinrich
- 26. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Aug.
Viele Anlegerinnen und Anleger würde gerne Trendthemen, aktuelle Entwicklungen oder spekulative Titel, sogenannte „Zocker-Aktien“ in ihrem Aktiendepot haben. Doch wie lässt sich dies mit einer langfristig ausgerichteten Anlagestrategie vereinbaren? Die Antwort könnte in der Core-Satellite-Strategie liegen.
Die Core-Satellite-Strategie als Lösung
Die Core-Satellite-Strategie ist ein bewährter Ansatz, um Stabilität und Wachstum im Portfolio zu kombinieren. Die Idee besteht darin, den größten Teil des Portfolios (den „Core“) in breit diversifizierte, risikoarme Anlagen wie ETFs auf globale Indizes (z. B. MSCI World oder FTSE All-World) zu investieren.
Rund um diesen stabilen Kern („Core“) können dann kleinere Anteile („Satellites“) in spekulativere Anlagen investiert werden, darunter auch Zocker-Aktien. Diese Satelliten machen in der Regel nur einen kleinen Teil des Gesamtportfolios aus – typischerweise zwischen 5 % und 20 %. Dadurch bleibt das Portfolio insgesamt robust und breit gestreut, während dennoch Chancen auf außergewöhnliche Renditen genutzt werden können.
Core: Der Core stellt den größten, risikoärmsten und stabilsten Anteil des Portfolios dar. Er setzt sich typischerweise aus breit diversifizierten, kosteneffizienten Anlagen wie Indexfonds oder ETFs (Exchange Traded Funds) zusammen, die langfristig verschiedene Märkte abbilden. Beispielsweise eignet sich ein globaler Aktien-ETF als Core, um eine umfassende Absicherung des weltweiten Aktienmarktes zu gewährleisten. Ziel des Cores ist es, eine nachhaltige, gleichmäßige Rendite zu erzielen und das Risiko durch gezielte Diversifikation zu minimieren.
Satelliten: Satelliten können Zocker-Titel sein, also Aktien mit spekulativem Charakter, Trendthemen oder spezifische Sektoren, die übergewichtet werden sollen. Beispiele sind junge, noch nicht etablierte Technologie- oder Biotech-Unternehmen, Meme-Aktien oder Titel aus besonders volatilen Branchen wie Kryptowährungen, sowie Sektor-, Länder- oder Themen ETF's wie z. B. Atomenergie.
Historie
Die Konzeption des Core-Satellite-Portfolios entstand in den 1970er Jahren. In dieser Ära bauten die US-Wissenschaftler Fischer Black und Jack Treynor auf der von Eugene Fama entwickelten Markteffizienzhypothese auf. Diese Hypothese ging davon aus, dass Anlegerinnen und Anleger langfristig keine Überrendite erzielen können, da alle verfügbaren Informationen bereits in den Kursen verankert seien, wodurch ein Vorteil durch zusätzliche Informationen ausbleibe.
Black und Treynor hingegen waren überzeugt, dass bestimmte Aktien aus Nischenmärkten oder durch gezielte Nebeninvestitionen durchaus Überrenditen ermöglichen könnten. Aus diesem Grund plädierten sie für eine Kombination aus einem stabilen Kerninvestment und einem dynamischen Satelliteninvestment, um gezielt Chancen auf eine überdurchschnittliche Rendite zu nutzen.
Wichtig bei der Umsetzung
Vergiss nicht, dein Core ist das wichtigste an dem ganzen Konzept. Der Core bringt die Marktrendite und stellt die Sicherheit des Konzepts dar.
Hier gilt es das Rebalancing also das ausrichten auf die Zielverteilung (80/20) wieder herzustellen.
Zocker-Aktien mit kleiner Gewichtung. Nicht übermütig werden, bei spekulativen Titel. Lieber die Gewichtung kleiner ansetzen.
Auch mal Gewinne mitnehmen. Nach schnellen Gewinnen, kann man auch seinen Einsatz mal vom Tisch nehmen und die restliche Position weiterlaufen lassen.
Wie könnte ein Depot aussehen?
Hier ein Beispiel
80% Vanguard FTSE All-World UCITS ETF
10% iShares Core MSCI Europe UCITS ETF EUR (Acc)
5% iShares Core MSCI Japan IMI UCITS ETF
5% VanEck Uranium and Nuclear Technologies UCITS ETF A
Wichtig ist dabei, dass dein Portfolio zu dir passt. Du willst den Core mit mehreren ETF's darstellen möchtest oder mit einem Faktorenmodell darstellen möchtest auch eine Lösung.
Bei Satelliten ist zu beachten, dass Einzelaktien deutlich risikoreicher als mehrere Titel gebündelt in einem ETF sind.
Vor- und Nachteile der Core-Satellite-Strategie
Vorteile:
Potenzial für hohe Renditen bei erfolgreicher Auswahl.
Möglichkeit, von kurzfristigen Markttrends zu profitieren.
Spannende Ergänzung zum klassischen Portfolio, die auch Lernpotenzial bietet.
Nachteile:
Hohes Risiko von Verlusten, besonders bei kurzfristigen Spekulationen.
Emotionale Überreaktionen und Fehlentscheidungen durch kurzfristige Kursschwankungen.
Komplexität und Zeitaufwand für die Satelliten
Fazit:
Zocker-Aktien können eine sinnvolle Ergänzung zu einem Portfolio sein, wenn sie im Rahmen einer durchdachten Core-Satellite-Strategie eingesetzt werden. Wichtig ist jedoch, dass sie nur einen kleinen Teil des Gesamtportfolios ausmachen und als spekulative Beimischung verstanden werden.
Wer langfristig Vermögen aufbauen möchte, sollte den Großteil seiner Investments stabil und diversifiziert anlegen. Zocker-Aktien können dann als Satelliten genutzt werden, um von besonderen Chancen zu profitieren, ohne das Gesamtrisiko des Portfolios übermäßig zu erhöhen.
Wer sich für diesen Ansatz entscheidet, sollte sich stets der Risiken bewusst sein und nur Kapital einsetzen, dessen Verlust er oder sie verkraften kann.
Disclaimer
Die hier dargestellten Informationen dienen ausschließlich zu Informationszwecken und stellen keine Anlageberatung dar. Die getroffenen Aussagen basieren auf eigenen Recherchen und Erfahrungen und spiegeln die persönliche Meinung des Verfassers wider.